Anleitung zur Schaade-Therapiemappe
Beim demenziell erkrankten Menschen lassen Kognition und Körperwahrnehmung mit fortgeschrittenem Krankheitsverlauf immer stärker nach. Darüber hinaus verliert er schnell die sogenannten „Kulturtechniken“, wie z.B. Rechnen und Schreiben, denn das abstrakte und logische Denkvermögen verringert sich.
Obwohl jedoch das Wortverständnis verloren geht, bleibt die Lesefähigkeit noch sehr lange erhalten.
Genau hier setzen die in der Arbeit mit demenziell erkrankten Menschen entwickelten Therapiemappen an.
Ziel ist insbesondere die Erhaltung und (Re-) Aktivierung noch fassender Fähigkeiten.
Das Lese- und Wortverständnis wird in der Gruppe spielerisch trainiert.
Die Zuhilfenahme von entsprechenden Gegenständen ist eine Ergänzung die idealer Weise das dreidimensionale Begreifen fördert und einen intensiven taktil- kinästhetischen Impuls gibt. Dieser wird von den Mitspielern positiv aufgenommen.
Großformatige Motivkarten mit einfachen, kleinen Bildern aus dem Lebensumfeld lassen sich leicht erkennen und fördern die Assoziationsfähigkeit. Die Laminierung macht die Karten auch für die Mitspieler „begreifbar“. Auf der Rückseite ist in gut lesbarer Schrift der jeweilige Kennbegriff des Bildes aufgedruckt. Ergänzend sind zusätzliche Wortkarten vorhanden, die eine Vertiefung der Motivbedeutung auf einfache Art ermöglichen.
Ergotherapeutin und Spezialistin bei Demenz Gudrun Schaade: Ergotherapie bei Demenzerkrankungen
Einblick über den Hintergrund und die Einsatzmöglichkeiten der Therapiemappen
Gudrun Schaade: Ergotheraoie bei Demenzerkrankungen
Was müssen die Berufsverbände für die Vertretung der Berufsgruppe, im Bereich der Demenz, tun?
Arbeit mit der Therapiemappe
Arbeitsdauer:
von Aufmerksamkeit und Aktivität der Teilnehmer abhängig
Allgemein:
Die Teilnehmer sitzen zusammen mit den Therapeuten in einer Runde am Tisch.
Zunächst wird die Mappe in ihrer Ganzheit in die Runde an die Teilnehmer übergeben.
Diese fühlen das Gewicht und die Materialien. Womit eine gewisse Spannung und Vorfreude auf das was nun folgt erzeugt wird.
Um den Teilnehmern das Erkennen der Bilder und Worte zu erleichtern, empfiehlt es sich das Thema bekanntzugeben und während des Spielverlaufes zu wiederholen. Das fördert die kognitive Zuordnung der Inhalte zum thematischen Oberbegriff.
Anwendung: Die erste Bildkarte wird langsam vom Spielleiter in die Runde gezeigt. Die Teilnehmer betrachten das Bild, assoziieren und benennen evtl. auch schon den Bildinhalt.
Parallel dazu können einige Teilnehmer durch die gegenüberliegende Sitzordnung das auf der Rückseite der Bildkarte befindliche Wort laut vorlesen, so dass sofort eine Antwort gegeben werden kann was sich auf diesem Bild befindet.
Es empfiehlt sich, die Bildkarten den Teilnehmern in die Hand zu geben, und ggf. passende Gegenstände mit einzubeziehen.
Zusätzlich unterstützend wirken die beigefügten Wortkarten; sie erweitern den Gesprächsrahmen und bieten weitergehende Assoziations-Impulse. So ergeben sich ganz natürlich Gesprächsanlässe über die Inhalte der Bilder sowie die Bedeutung der Worte.
Zusätzlich bewährt hat sich auch das Summen oder Ansingen von thematisch passenden Liedern und die Rezitierung erster Zeilen bekannter Gedichte, Verse oder Reime. Diese regt intensiv zum Fortsetzen oder Mitmachen an.
Therapeutische Aspekte: Die Teilnehmer erhalten schon alleine durch das „Begreifen“ der Bildkarten einen taktilen Input. Da der Bildinhalt mit zunehmender Erkrankung nicht mehr so gut erkannt und wahrgenommen werden kann, ist es wichtig, die Dinge dreidimensional erfahren zu lassen. Was wiederum den Einsatz von passenden Gegenständen erforderlich macht. Neben dem eventuell noch möglichen Erkennen erhalten die Mitspieler einen starken taktil-kinästhischen Input, denn die Materialien haben verschiedene Oberflächen und die Körper verschiedene Formen, Ecken und Kanten, die die Kranken erspüren und dadurch der Informationssuche für ihre Körperinformation nachkommen können.